Schlechte Chefs glaubt jeder zu kennen, gute Führungskräfte sind hingegen rar gesät. Aber: Kann man Leadership überhaupt lernen? Oder ist die Fähigkeit zur Führung von Menschen angeboren und kommt wie ein Instinkt zum Vorschein, wenn man eine entsprechende Position bekleidet? Was gute Führung können muss – und ob man sie erlernen kann.
Eine solide, erfolgreiche Führung ist das A und O eines jeden Unternehmens? Finden wir nicht – denn um solche Aussagen treffen zu können, spielen viel zu viele Faktoren eine Rolle beim Erfolg oder Misserfolg eines Produkts, einer Dienstleistung oder eines ganzen Teams. Fest steht jedoch: Gute Führung, beziehungsweise ihre Abwesenheit, hat schon so manches Projekt gerettet – oder eben zum Einstürzen gebracht.
Wirklich herausragende Chefs sind selten, allerdings hat so gut wie jeder ein Bild davon im Kopf, was eine exzellente Führungskraft eigentlich ausmacht. Woran hapert es dann in Fällen schlechter Führung? Zu wenig Übung und Erfahrung? Oder ist die Fähigkeit, ein guter Chef zu sein, doch angeboren? Studien zeigen zumindest: Es ist ein bisschen von beidem, aber was zählt, ist, ob man überhaupt will und was man draus macht.
Gute Führungskräfte werden geboren – zumindest ein bisschen
Im Jahr.2007 führte eine Gruppe von Wissenschaftlern eine Studie durch, die im Journal of Applied Psychology veröffentlicht wurde. Dabei ging es um „entwicklungsbedingte und genetische Determinanten der Besetzung von Führungsrollen bei Frauen“, also die Frage, inwiefern die Besetzung einer Führungsposition durch genetische Faktoren bestimmt wird. Dazu untersuchten die Wissenschaftler Zwillinge und kamen zu dem Schluss: „32 Prozent der Varianz in der Besetzung der Führungsrolle war mit der Heritabilität verbunden.“
Anders ausgedrückt: Es gibt eine erbliche Komponente hinsichtlich der Führungseigenschaften eines Menschen, aber das ist noch nicht die ganze Geschichte. Im Gegenteil – die überwiegenden, weitaus wichtigeren Faktoren für gute Leadership sind „vorhergehende Lebensereignisse und -erfahrung“, resümierten die Wissenschaftler.
In einer anderen Studie von 2019 zeigte sich: Kapazitäten für effektive Leadership sind vor allem davon abhängig, wie bereit und wie motiviert sich die führende Person für ihre Aufgabe fühlt. Um Bereitschaft und Motivation zu erzeugen, werden Soft Skills wie Selbstbewusstsein ebenso benötigt, wie härtere Faktoren, beispielsweise effektives Training.
Was macht einen guten Chef überhaupt aus?
Auf diese Frage erhält man jede Menge unterschiedliche Antworten, je nachdem, wen man fragt. Sicher, Charisma und Ausstrahlung können extrem wichtig sein – zumindest in manchen Branchen und Teams, in anderen sind diese Werte völlig unbedeutend.
Auf eine Umfrage des Statistikportals Statista hin, was eine gute Führungskraft ausmacht, wurden unter anderen folgende Faktoren am häufigsten genannt:
- Aussprechen von Wertschätzung
- Regelmäßiges, ehrliches Feedback
- Zeigt Interesse an mir als Mensch
- Überlasst mir Verantwortung und fordert mich heraus
- Vermittelt die Vision des Unternehmens
- Lebt eine Fehlerkultur
Kommunikation, Verantwortung, Engagement, Leidenschaft, Delegation und Empowerment – das sind die Faktoren, die gute Führung ausmachen. Keiner dieser Faktoren ist angeboren, alle lassen sich erlernen, allerdings braucht es dazu eben den Willen und das notwendige Selbstbewusstsein.
Wissensdurst geht über Instinkt: Leadership ist ein Lernprozess
Jeder kann diese Qualitäten innerhalb eines bestimmten Rahmens erlernen, wenn ihm oder ihr die Werkzeuge und der Raum dafür gegeben werden. Wichtig ist es, folgendes zu begreifen: Leadership, die Fähigkeit zur Führung von Menschen, ist kein ephemeres, angeborenes Talent, das nur einige wenige Menschen besitzen. So hat schon der alte europäische Adel gedacht – und bereits vor Hunderten von Jahren eindrucksvoll unter Beweis gestellt, dass Könige und Königinnen eben nicht geboren werden. Tatsächlich waren viele von Ihnen beeindruckend schlecht in ihrem ‚Job‘, weil es Ihnen nicht nur an allen oben genannten Faktoren, sondern auch am Willen zum Dazulernen gefehlt hat.
Fast jeder Mensch kann lernen, effektive Leadership zu leben. Eine gewisse Veranlagung in diesem Bereich hilft bestimmt, ist jedoch absolut nicht entscheidend für Erfolg oder Misserfolg. Wichtiger ist es, die richtigen Techniken zur Führung von Menschen zu erlernen. Als Chef ist Wissensdurst also weitaus wichtiger als Instinkt.
Fazit
Der Wille zum Lernen wiegt mehr jedes angeborene Talent. Spätestens wenn man sich mit ausgefahrenen Ellbogen in den Chefsessel vorgearbeitet hat, merkt man, dass Kommunikationsfähigkeiten, gegenseitiges Empowerment, Verantwortungsbewusstsein und das Leben einer offenen, ehrlichen Fehlerkultur nur den allerwenigsten in die Wiege gelegt werden. Wissensdurst, Engagement und Lernwille – das sind die Faktoren, die gute Führungskräfte mitbringen sollten. Dass Sie sich zu Beginn noch unsicher sind, wohin mit dem Durst, Willen und Engagement, ist ganz normal. Dafür sind wir dann da. Die German Brand School bietet Ihnen praxisorientierte Programme zur persönlichen und unternehmerischen Weiterentwicklung. Wer Lust auf Neues hat, gewachsene Strukturen mit globalen Trends und Branchen Insight abgleichen möchte und durch Best-Practice-Beispiele in Methodenkompetenz und Projekteffizienz wachsen möchte, kann sich hier über die individuellen Seminarangebote informieren.