Organisationsentwicklung, Fachkräftemangel, lernende Organisation

Andere Berufe als Lösung für den Fachkräftemangel

Fachkräftemangel, Fachkräftemangel, Fachkräftemangel… Wer heute Business-Blogs, Wirtschaftszeitungen oder die Tagespresse liest, dem begegnet dieser - einem Hilferuf gleichkommende - Begriff nahezu täglich. Und vielfach scheint es, als sei keine wirkliche Lösung in Sicht, als nehme der War for Talents kontinuierlich neue und immer radikalere Dimensionen an. Doch ist das wirklich so? Braucht es nicht vielleicht einfach einen Perspektivenwechsel auf Kompetenzen und Möglichkeiten, um Wege aus dem Fachkräftemangel heraus zu finden?

Wir möchten Sie motivieren, den Faktor Human Ressources aus einer anderen Warte zu betrachten. Als Quell zahlloser Möglichkeiten zu sehen und nicht als einen zahlenmäßigen und kompetenztechnischen limitierenden Faktor. Kommen Sie daher mit auf den Weg in die Welt von Talent und Kompetenzentwicklung.

Sehen wir Unternehmen einmal als einen Ort, der Wissen, Fähigkeiten und Stärken von Menschen optimal zur Geltung bringen sollte. Und betrachten wir gleichzeitig unsere heutige Arbeitswelt voller Berufsbilder, starrer Anforderungsprofile, glasklarer aber leider tradierter Vorstellungen von Ausbildung, Beruf, Arbeit und Voraussetzungen. Dann wird wahrscheinlich klar, dass häufig echte Chancen vertan werden, da beim Recruiting nicht genug auf Individuen und deren Möglichkeiten eingegangen wird.

Warum nicht Menschen aus verwandten Berufen als Quereinsteiger für den Job rekrutieren und diese für die eigenen Zecke umschulen, statt endlos weiter nach dem „fertigen“ Talent zu suchen, das man häufig ja ohnehin nicht findet? Warum nicht viel mehr auf Training on the Job setzen und Mitarbeitende durch kluge Personalentwicklungskonzepte begleiten und befähigen? Warum nicht auf 20-, 30- oder 40-jährige Auszubildende setzen, wenn die entsprechende Motivation und Voraussetzungen mitbringen? Sie lesen: Ein kleiner Perspektivwechsel kann viel bewirken, wenn man gleichzeitig in eine Entwicklung zum lernenden Unternehmen startet. Lassen Sie sich inspirieren!

 

Das Glück liegt oft im eigenen Unternehmen

Es gibt viele Positionen in Unternehmen, die sich heute schlecht bis gar nicht besetzen lassen: in IT und Technik, im digitalen Marketing oder rund um die Spezialaufgaben in der Produktion beispielsweise. Gleichzeitig verlieren aber auch viele klassische Berufsbilder zunehmend an Bedeutung: der tradierte Vertriebs-Innendienst zum Beispiel, der klassische Außendienst oder viele Verwaltungstätigkeiten, die durch den digitalen Fortschritt nicht mehr oder nicht mehr in der bisherigen Zahl benötigt werden. Dabei finden Sie auf diesen Positionen häufig ausgesprochen gute und talentierte Persönlichkeiten, denn das interne und häufig latente Potenzial in Unternehmen ist meist groß. Statt sich also von Mitarbeitenden zu trennen liegt es doch nahe, sie durch ein gezieltes Upskilling gezielt für Neues zu qualifizieren. Die Computerwoche schreibt im März 2021, „dass Arbeitsplätze mit nicht mehr benötigten Qualifikationen schneller wegfallen als Mitarbeiter in Rente gehen, während neue Qualifikationen gefragt sind, für die es bisher nur wenig ausgebildetes Personal gibt“.

Genau hier eröffnet sich eine Chance, mit dem man dem Fachkräftemangel sehr gut entgegentreten kann, wenn Unternehmen eine passende Strategie zur Umschulung und Weiterbildung entwickeln.

Effizient ist diese Vorgehensweise noch dazu: Laut eines Artikels des österreichischen Kurier aus dem Jahr 2021 kosten Umschulungen im Schnitt etwa 17.000 EURO, Rekrutierungen aber 25.000 EURO und mehr.

 

Weiteres Glück liegt häufig vor der Haustür

Auch im direkten Umfeld eines Unternehmens gibt es eine gute Zahl an Menschen, die als Mitarbeiter für ein Unternehmen in Frage kommen könnten, sobald das Recruiting eine andere Brille als die des exakt stimmenden Berufsbildes aufsetzt. Wenn hier festgelegt wird, welche generellen Voraussetzungen passende Bewerbende mitbringen sollten und welche Kompetenzen dann durch den neuen Arbeitgeber „on the job“ bzw. „around the job“ vermittelt werden, eröffnet dies ebenfalls ungeahnte Möglichkeiten zur Bewältigung des Fachkräftemangels. Das bedeutet allerdings nicht nur einen Mindshift hin zum lernenden Unternehmen, sondern auch eine veränderte Kommunikation in Bezug auf die eigene Arbeitgebermarke und die konkrete Stellenbewerbung.

Unternehmen sollten, wenn sie diesen Weg beschreiten, klar herausstellen, dass Umschulung und Weiterbildung ein zentrales Thema sind und sich Menschen auch dann bewerben sollten, wenn sie das Berufsbild nicht exakt erfüllen.

 

Viele Menschen wünschen sich neues Glück im Beruf

Ein weiterer Aspekt, der für die Ansprache von Quereinsteigern spricht, ist die recht hohe Wechselbereitschaft der Menschen. Laut einer repräsentativen Job-Umfrage von Kununu aus dem Jahr 2020 ist jeder Zweite offen für einen Jobwechsel. Einem Artikel des Tagesspiegel vom Dezember 2021 zufolge erwägen sogar 66 Prozent einen Jobwechsel, wenn dieser sie glücklicher machen würde. Bedeutet: Auch hier lohnt es sich, eigentlich fachfremde Menschen zum Bewerben zu ermutigen und herauszustellen, dass es ein passendes Konzept für Mitarbeiterschulungen gibt, mit dem neue Fachkräfte von Anfang an perfekt auf die Aufgabe vorbereitet werden.

 

Passende Trainingskonzepte machen Unternehmen und Mitarbeitende glücklich

Ein Konzept, das auf die Rekrutierung anderer Berufe als Lösung für den eigenen Fachkräftemangel setzt, braucht einen anderen Blickwinkeln auf Menschen und Talente mit einer ausgeprägten Offenheit im Recruiting für fachfremde Berufe. Unternehmen, die auf diese Weise aktiv werden, benötigen neben einer starken und attraktiven Arbeitgebermarke, die die notwendige generelle Strahlkraft besitzt und das Unternehmen für zahlreiche Menschen attraktiv macht, ein Talentpool-Konzept. Dieses muss eng mit innovativen Personalentwicklungsmaßnahmen vernetzt sein, bei denen es um die individuelle Mitarbeiterschulung geht, die im engen Kontext zur konkreten Aufgabe die notwendigen Kompetenzen vermittelt.

Eine besondere Verantwortung liegt auch bei den Vorgesetzten und Kollegen: Quereinsteiger benötigen eine intensivere Einarbeitungsphase und müssen in manchen Punkten stärker an die Hand genommen werden und viele Dinge erst lernen, die sie für ihre neue Aufgabe benötigen. In mancher Hinsicht kommt daher die Betreuung von Umschulungsberufen der von Auszubildenden sehr nahe, auch wenn es sich hier um erfahrene Persönlichkeiten handelt. Quereinsteiger benötigen passende und auf sie zugeschnittene Schulungskonzepte, die den derzeitigen Stand eines Unternehmens in puncto lernende Organisation berücksichtigen.

Gefordert sind Trainings sowohl für Hard Skills als auch Soft Skills, von einzusetzenden Führungskompetenzen über neue Arbeitsmethoden bis hin zu innovativen Instrumenten für die tägliche Arbeit. Stichworte wie Inbound-Marketing, Digital Mindset oder Agile Management zeigen die Vielfalt an Themen und Möglichkeiten.

Mitarbeitende, das zeigt eine Studie der IUBH-Hochschule aus 2021, halten ein funktionierendes Konzept zur Potenzialentwicklung und Mitarbeiterschulung übrigens für eine absolute Bringschuld der Unternehmen. Von 500 Teilnehmenden gaben nahezu 40 Prozent ihren Weiterbildungsbedarf als hoch oder sehr hoch an. Führungskräfte gehen sogar von mehr als 50 Prozent hohem bis sehr hohem Weiterbildungsbedarf ihrer Mitarbeiter aus.

Das bedeutet, dass neue, innovative und auf den individuellen Entwicklungsbedarf zugeschnittene Angebote nicht nur für Umschulungsberufe von Bedeutung sind, sondern auch einen starken Einfluss auf Zufriedenheit und Bindung der Mitarbeitenden haben.

Wenn Sie tiefer in das Thema Potenzialentwicklung eintauchen möchten, empfehlen wir Ihnen unser Whitepaper „Die vier Erfolgsfaktoren für das lernende Unternehmen“.

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Fazit:

Um dem Fachkräftemangel schnell und effizient zu begegnen, benötigt es neue Lösungen und innovative Sichtweisen. Eine Möglichkeit ist das Ansprechen verwandter Berufe im eigenen Unternehmen sowie auf dem Arbeitsmarkt. Wenn ein frischer Mindset in Bezug auf das Recruiting mit gezielten Strategien für Umschulung und Personalentwicklung verbunden werden und individuelle Trainingskonzepte entstehen, liegen hier hervorragende Möglichkeiten